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Kaum ein Thema polarisiert so sehr wie der Fahrradhelm. Trägt man selbst Helm, sollte er sogar für alle Pflicht sein? In den meisten Ländern ist es eine persönliche Entscheidung. Wie man auch selbst dazu steht, die Frage nach dem Helm sorgt für hitzige Diskussionen. Was nützt der Helm im Ernstfall wirklich? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Bikemap hat genauer hingesehen und die wichtigsten Punkte für euch zusammengetragen.

1) Ja zum Helm, nein zur Helmpflicht

Wie kann man so einen Standpunkt vertreten? Man kann, denn Fakt ist: Helmpflicht hält Menschen vom Radfahren ab. In Städten, wo es illegal ist, ohne Helm Fahrrad zu fahren, haben öffentliche Leihrad-Systeme kaum eine Chance, sich zu etablieren. Denn diese leben von spontanen Kurzstrecken, und wer hat im Alltag schon immer einen Helm dabei?

Verzichten Menschen wegen der Helmpflicht gar ganz aufs Fahrradfahren, so hat das statistisch negative Folgen für die Gesundheit. Es mag zwar weniger schwere Kopfverletzungen bei Unfällen geben, dafür aber deutlich mehr Herz- und Kreislauferkrankungen bei denjenigen, die aufgrund der Helmpflicht weniger oder gar nicht mehr aufs Rad steigen.

 

2) Radfahrer leben gefährlich

Statistisch gesehen leben Fußgänger gefährlicher als Radfahrer und kommen öfter durch schwere Unfälle im Straßenverkehr zu Schaden. Dennoch: während eine Helmpflicht beim Gang über den Zebrastreifen absurd ist, gilt Radfahren ohne Kopfschutz in der Empfindung vieler als fahrlässig. Auch wenn Helme ein relativ neues Phänomen sind.

 

© Borisovstudio / Shutterstock.com

3) Der Helm schützt vor schweren Verletzungen

Wie wirkungsvoll der Helm im Falle eines Unfalls ist, kommt auf die Art des Sturzes an. Selbst ein Helm schützt längst nicht vor jeder Art der Kopfverletzung. Es gibt sogar Studien, die belegen, dass Helme gehäuft zu Verletzungen der Halswirbel und des Rückens führen. Die wenigsten Radfahrer tragen Wirbelsäulenschutz, obwohl man sich auch am Rücken schwer verletzen kann. Und stößt man mit einem rechtsabbiegenden Schwerfahrzeug zusammen (eine häufige Todesursache von Radfahrern in Städten), hilft auch der beste Helm nicht weiter. Zweifelsohne ist es ein schwieriges Thema, inwiefern ein Helm wirklich Leben rettet.

 

4) Helme machen die Frisur kaputt

Und überhaupt sind sie hässlich, unbequem und im Sommer schwitzt man darunter. Gottseidank ist das nicht immer der Fall – viele Hersteller haben bereits stylische und wohlgeformte Helme im Angebot. Interessant in diesem Zusammenhang: die Folgen der Wahrnehmung von Helmen. Studien haben ergeben, dass Radfahrer ohne Helm von den übrigen Verkehrsteilnehmern für verletzlicher gehalten werden als jene mit Helmen, und das hat beispielsweise zur Folge, dass Autos ihnen auf der Straße beim Überholen unterbewusst mehr Sicherheitssabstand geben als Radfahrern, die Helm tragen. Bleibt zu überlegen, ob sich dieses Sicherheitsgefühl auch auf den Radfahrer überträgt. Fahren Helmträger riskanter, weil sie sich unverletzbarer fühlen? Ist es im Straßenverkehr etwa gefährlicher, Helm zu tragen?

 

© TORWAISTUDIO / Shutterstock.com

5) Helme als Zeichen für positive Radkultur

Wo mehr Helme, da mehr Sicherheit? Das Gegenteil ist der Fall. In den Niederlanden, Dänemark und anderen für ihre Radkultur bekannten Ländern trägt kaum einer Helm. Radfahren wird dort nicht als gefährlich empfunden, weil die Infrastruktur optimal auf das Fortbewegungsmittel Nummer 1 ausgerichtet ist. Auf den Punkt gebracht: je besser die Radinfrastruktur, desto sicherer fühlen sich die Menschen und betrachten es auch nicht für notwendig, Helme zu tragen. Fahrradhelme sind also eine Begleiterscheinung verbesserungswürdiger Fahrradinfrastruktur.

Helm zu tragen – oder auch nicht – ist eine persönliche Entscheidung. Die Meinungen könnten nicht stärker auseinander gehen. Wie seht ihr das so?

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Titelbild: © Zoran Orcik / Shutterstock.com