Bikemap User Matteo Colizzi hat schon viele epische Radtrips unternommen.
In Dezember 2017 befuhr er die 1246 Kilometer lange Carettera Austral im chilenischen Patagonien von Puerto Montt nach Villa O’ Higgins, eine der malerischten Straßen der Welt, die jedes Jahr viele Radurlauber anzieht. Die Region ist von „Ripios“ (Feldwegen) sowie einer fantastischen Umgebung, die durch den Dschungel, Gletscher und blaue Seen charakterisiert ist, gekennzeichnet. Du kannst seine Route hier auf Bikemap finden.
Die Carettera Austral in Zahlen
Tage: 13 +2 (für die Ausfahrt nach Carettera)
Länge: 1247 + 200 Kilometer (für die Ausfahrt nach Carettera)
Feldweg (Ripio): 70%
An- und Abstiege: 11.000m
Unterkünfte: B&Bs, Hostels, Herbergen, Camping
Regen: 50%
Kosten: 2000€
Ein Abenteuer in Südamerika
Die Carretera ist 1247km lang, mit Ausnahme der Strecken, die mit Fähren zurückgelegt werden. 70% bestehen aus guten Feldwegen und die restlichen 30% bestehen aus Asphalt mit einem kleinen Pannenstreifen, auf dem man ungefährdet fahren kann. Manchmal liegen kleine Felsen auf der Strecke. Meistens geht es innerhalb einer Etappe bergauf und bergab, wobei es einige lange Anstiege gibt (max. 6 Kilometer lang). Der mittlere Anstieg für eine 100 Kilometer lange Strecke beträgt ungefähr 100 Meter. Der erste Teil der Tour ist von Dschungel und dichter Vegetation gekennzeichnet; der zweite Teil hinter Coyahique ist bergiger. Die Straßen sind einzigartig, leicht auffindbar und man braucht kein GPS. Der motorisierte Verkehr setzt sich hauptsächlich aus Suvs und 4x4s zusammen und ist, mit der Ausnahme der Umgebung um Coyaihique, nicht stark.
Warum Bikepacking?
Das war die erste lange Reise, auf der ich Bikepacking gemacht habe. Diese Wahl hat sich angesichts der komplizierteren Auffindbarkeit von Kochmaterial bewiesen (es gibt nur alle 50 Kilometer ein Dorf). Dies erwies sich als besonders kompliziert auf einigen einspurigen Abschnitten in Argentinien. Wenn man auf diese Art unterwegs ist, reist man mit weniger Gepäck und legt größere Distanzen zurück, was es ermöglicht, das Tagesziel leichter zu erreichen.
Ich habe auch eine Matratze, einen Schlafsack, einen kleinen Herd, Kochutensilien sowie ein Zelt mitgenommen (was schlussendlich nicht notwendig war). Manchmal habe ich mir so ein Sandwich zubereitet.
Wie man die Carretera erreicht…
Ich nahm am Hinweg einen Flug von Rom nach Santiago de Chile, am Rückflug flog ich von Buenos Aires nach Rom. Nach meiner Ankunft in Santiago verbrachte ich etwas Zeit in der Stadt und traf Freunde. Von dort nahm ich einen Nachtbus nach Puerto Montt, was 12 Stunden dauerte. Alternativ kann man auch mit einem kurzen Flug von Santiago direkt nach Puerto Montt reisen.
Man kann zur Carretera auch in Santa Lucia von Bariloche in Argentinien kommen, nachdem man ungefähr 380 Kilometer zwischen Ruta40 (Asphalt) und Ruta259 (Feldweg/Asphalt) zurückgelegt hat und an Futaleufù vorbeigefahren ist. Bariloche ist gut von Buenos Aires mit dem Flieger oder Bus erreichbar.
… und wie man aus der Carretera wieder herauskommt!
Die Carretera endet bei Villa O’Higgins in Puerto Bahamondez (7km hinter dem Dorf). Von dort gibt es einige Alternativen.
Fahre nach Argentinien, genauer nach El Chalten, was du mit der Fähre erreichst (die Fähre muss im Dorf oder auf der villaohiggins.com Website gebucht werden). Dieses Service wird nur während der Sommermonate angeboten und beginnt an der Kreuzung beim O’Higgins See. Nach einer anspruchsvollen, 22 Kilometer langen, einspurigen Fahrt durch den Wald nimmt man eine weitere Fähre durch die Lagune des Desierto und fährt 55 Kilometer nach El Chalten. Diese Route ist hart, aber spektulär und hält wunderschöne Aussichten auf den Fitz Roy bereit. Die Fähre ist jeden zweiten Tag unterwegs, solang das Wetter nicht schlecht ist – in diesem Fall bleibt sie im Hafen. Es gibt auch ein kleines Flugzeug von Villa O’Higgins, das Räder transportiert und bei Candelario Mancilla landet. Mit der Fähre gelangt man zum O’Higgins Gletscher, aber man muss eine Nacht bei Candelario Mancilla an der Grenze zwischen Chile und Argentinien bleiben.
Nach der 210 Kilometer langen Fahrt auf der Ruta40 von El Chalten (eintönig, windig und ohne Vegetation) kommt man in El Calafate (ARG – Flug nach Buenos Aires) an. Man kann auch von El Chalten über 640 Kilometer auf Ruta40 und Rita9 nach Punta Arenas fahren (CHI – Flug nach Santiago). In El Chalten und El Calafate gibt es viele Busse, die auch Fahrräder transportieren (es kann aber sein, dass die Räder aufgrund des Platzmangels auseinander genommen werden müssen); es ist auch möglich, beim HLS Shop in El Calafate in der Calle Presto Moreno 95 eine Radbox zu kaufen.
Ruta Mayer. Diese Route verläuft an der Grenze Richtung Argentinien und kann nur von Fußgängern oder Radfahrern verwendet werden. Sie kann über eine Straße, die vor Villa O’Higgins beginnt, erreicht werden. Frage zuerst bei den chilenischen Carabineros nach, ob die Route geöffnet ist, da dies nicht immer der Fall ist. Nachdem man die Grenze überschritten hat, wird man durch einen Wald begleitet und muss einen Fluss über eine kleine Privatbrücke überqueren (dazu kannst du hier mehr Infos finden). Diese Route kann als Alternative verwendet werden, um nach Argentinien zu kommen, falls schlechtes Wetter die Fahrt der Fähre nach Candelario Mancilla verhindert. Die Strecke läuft in Las Horquetas mit der Ruta40 zusammen.
Eine Fähre geht von Caleta Tortel einmal pro Woche nach Puerto Natales, einem wunderschönen, das Meer überblickenden Dorf, das 150 Kilometer nördlich von Villa O’Higgins liegt. Die Reise dauert 2 Tage. Von dort kommt man leicht nach Punta Arenas (Flüge nach Santiago de Chile). Es gibt einen privaten Bus oder ein Transferservice von Vills O’Higgins nach Caleta Tortel.
Rückfahrt nach Coyahique (eine 2 Tage und 560 Kilometer lange Busreise). Hier gibt es einen Flughafen mit Flügen nach Santiago de Chile.
Essen & Unterkunft
Es ist möglich, in örtlichen Pensionen (Hospedaje) zu übernachten, wo ansässige Familien einen oder mehrere Räume ihres Hauses oder ihrer Farm für Gäste öffnen. Die Räume können mit Einzel- oder Stockbetten ausgestattet sein und werden mit anderen Reisenden geteilt, genauso wie die Waschräume. Eine Nacht kostet 10.000 Pesos (13€) und die Pensionen können ein zusätzliches Frühstück und Abendessen bereitstellen. In manchen Pensionen kann man die Küche selber benutzen.
Man kann auch eine Hütte (Cabanas) mit einer Küche und einigen Räumen mieten, eine gute Lösung, wenn man in einer kleinen Gruppe unterwegs ist. Die Campingplätze sind in jedem Land gut mit WLAN und heißen Duschen ausgestattet und eine Übernachtung kostet ungefähr 6€. Vor Villa O’Higgins kann man in einer Unterkunft 51 Kilometer nach dem Rio brava Einkaufszentrum übernachten. Man kann auch auf einer Farm schlafen, sollte aber dafür zuerst um Erlaubnis bitten. Es gibt Hostels in größeren Städten (Puerto Montt, Hornopiren, Coyaique, Cochrane), wo man selber kochen kann. The Mosco in Villa O’Higgins und das Cyclist’s House in El Halten sind zwei Stops für Radreisende. Man muss nicht im Voraus reservieren, da die meisten Hostels/Pensionen keine Internetseiten und immer freie Zimmer haben.
Die chilenisch patagonische Küche hat mich nicht beeindruckt, da sie sehr einfach ist, obwohl das Brot und die Empanadas sehr lecker sind. Auf der anderen Seite ist das Fleisch in Argentinien einfach fabelhaft. In jedem Dorf sind einige Geschäfte, in denen man mit Karte bezahlen kann. Trinkwasser zu finden ist kein Problem, man kann sogar das Flusswasser trinken.
Wetter
Bereite dich auf Regen vor. Es gibt nur einige Tage, an denen es nicht regnet, aber es regnet nicht stark und der Regen ist nicht allzu kalt. Im südlichen Teil nach Coyaihique gibt es weniger Regentage, dafür ist es windiger. Ich fand, dass die windigsten Strecken zwischen Cerro Castillo und Puerto Bertrand lagen. Auf der Ruta40 ist der Wind wirklich stark!! Die beste Reisezeit sind Jänner und Februar, wo die Temperaturen um die 15°C betragen. Während dieser Zeit verkehren die Fähren und es gibt wenig geschlossene Straßen. Gute Schuhe und lange Ärmel sind aber ein Muss und stellen einen notwendigen Schutz vor Regen dar. Überflutungen im Dezember hatten auf meiner Reise dazu geführt, dass ein Teil der Carretera geschlossen war und ich habe eine Strecke (Chaithen – Raul Marin Balmaceda) am Meer mit der Fähre zurückgelegt.
Kosten und Transportrestriktionen
Normal. Chile ist nicht eine der billigsten Nationen, die ich schon bereist habe, obwohl es in Chile billiger ist als in Europa oder Nordamerika. Eine Übernachtung kostet typischerweise 13€; eine Mahlzeit in einem kleinen Restaurant kostet 10€ und ein Bier in einem Pub kostet 3€. Bankomaten gibt es in Santiago, Puerto Montt, Coyahique, Cochrane und El Chalten, aber Kreditkarten und Dollar/Euros werden angenommen. Pensionen akzeptieren keine Kreditkarten. Die Fahrten mit den Fähren sind fast immer gratis und man muss die Fahrt nicht reservieren, mit Ausnahme der Fahrt von O’Higgins nach El Chalten (kostet 80€ – muss gebucht werden). Die internationalen Flüge kosten in Anbetracht der Flugzeit viel. Ich habe ungefähr 800€ ausgegeben; wenn du wie ich lieber in Santiago landest und dann wieder von Buenos Aires wegfliegst, sind die Kosten höher. Der Inlandflug kostet ungefähr 150€. Der Bus nach Puerto Montt kostet 30€. Mit Alitalia ist der Radtransport gratis, solange das Rad nicht mehr als die erlaubten 24 Kilo wiegt. Mit Aerolineas Argentina (dem Inlandflug) ist der Radtransport gratis, solange das Rad 15 Kilo wiegt (mit Toleranz bis 17 Kilo … ich musste die Radpedale einstecken!). Ausflüge zu den Gletschern kosten 100€ (abhängig vom Gletscher und den Exkursionstyp).
Highlights
Die Carretera Austral ist ein großartiges Schauspiel!! Zwischen Gletschern, wilden Flüssen, Wäldern und bunten Bergen kann man jede Minute nutzen, um die Landschaft zu bewundern. Orte, die einen Besuch wert sind (von Norden nach Süden):
- Futaleufu Rafting: Erreichbar von Santa Lucia oder entlang der Route von Bariloche. Es weist Stromschnellen des 4. und 5. Grades auf und ist einer der aufregendsten Orte für RaftingReachable from Santa Lucia or along the route from Bariloche.
- Nationalpark Quelat und der hängende Gletscher von Ventisquero Colgate: Dichte Vegetation mit Wasserfällen und einem netten, 3 Kilometer langen Spaziergang zur Gletscherfront.
- Cerro Castillo: Ein Ort für diejenigen, die Klettern und Trekking lieben. Es gibt hier eine tolle Lagune, die man mit einer Tageswanderung erreichen kann.
- Puerto Rio Tranquillo: Super Boot-Trip zum General Carrera See nach Las Capillas de Marmot (ein Halbtag, wenn die Sonne scheint) oder zum Exploradores Gletscher (ein Tag).
- Caleta Tortel: Der ursprüngliche Hafen mit Fußgängerwegen und Häusern auf Pfählen. Auch ein exzellenter Stop auf dem Weg nach Villa O’Higgins (124 Kilometer von Cochrane entfernt) oder wenn man die Fähre nach Puerto Fatales nimmt.
- O’Higgins Gletscher: Mit dem Boot erreichbar, bevor man in Candelario Mancilla ankommt.
- El Chalten: Der Spaziergang zum legendären Fitz Roy, den 22 Kilometern zum Cerro Torre und ein Tag am Viedma Gletscher.
- Andere Attraktionen in El Calafate (Perito Moreno), Puerto Natales (Torres del Paine) oder Punta Arenas (Pinguine).
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Hier findest du Matteo’s Geschichte über seine Reise durch das afrikanische Rift Valley.
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